September 02, 2021
Schrobenhausen / Bremen – Marine Massivsulfide sind ein vielversprechender mineralischer Rohstoff am Grund der Tiefsee. Der sogenannte „Vertical Approach“ ist eine Methode zur Entnahme mariner Massivsulfide über das im Spezialtiefbau bewährte Schlitzwandverfahren, das auf offener See von einem Schiff aus in der Tiefsee-Umgebung betrieben und unterstützt wird. Der Ansatz bietet als relativ kleinmaßstäbiger Eingriff mit minimiertem ökologischem Fußabdruck eine ideale Methode für den Testbergbau und zur Erkundung der Vorkommen in bis zu 3.000 m Tiefe.
Die Idee zu diesem Konzept entstand in Gesprächen zwischen der BAUER Maschinen GmbH und der Harren & Partner Gruppe über Möglichkeiten der Kombination der Expertise der beiden Unternehmen und zur Entwicklung neuer Strategien zu nachhaltigen Bergbaukonzepten in Übereinstimmung mit den Normen der internationalen Meeresbodenbehörde ISA (International Seabed Authority).
Am 26. August wurde nun von beiden Firmen ein Joint Venture-Vertrag unterzeichnet und in diesem Zuge die Seabed Mineral Services GmbH gegründet. In einem ersten Schritt soll nun die Wirtschaftlichkeit, aber insbesondere auch die Umweltverträglichkeit des „Vertical Approach“ eruiert werden.
„Wir freuen uns, mit Bauer einen kompetenten Partner gefunden zu haben, der – genau wie wir – bereit ist, die Dinge anzupacken und eine Pionierrolle im Bereich des Tiefseebergbaus einzunehmen. Unser gemeinsames Konzept basiert dabei auf einer Kombination bewährter Technologien. Dadurch können wir das technologische Risiko minimieren und gleichzeitig die Kosten im Rahmen halten“, sagt Heiko Felderhoff, Geschäftsführer von Harren & Partner.
Und Leonhard Weixler, Leiter des Geschäftsbereichs Schlitzwandtechnik in der BAUER Maschinen GmbH, bekräftigt: „Die Chemie zwischen uns passt sehr gut, wir teilen einen ähnlichen Spirit. Die Partnerschaft vereint in idealer Weise Fachwissen und Erfahrung auf dem Gebiet der Offshore-Technologie und -Dienstleistungen mit Expertise in der Entwicklung und Produktion von Spezialtiefbaugeräten für Onshore- sowie Offshore-Kunden auf der ganzen Welt.“
Heiko Felderhoff und Leonhard Weixler agieren künftig gemeinsam als Geschäftsführer der Seabed Mineral Services GmbH.
Das Konzept des „Vertical Approach“
Die Probenahme in der Tiefsee hat unbestreitbar Auswirkungen auf das empfindliche Ökosystem der Tiefsee. Beim „Vertical Approach“ wird jedoch maximaler Aufwand betrieben, um den ökologischen Fußabdruck auf ein Minimum zu reduzieren. Ein großes Bedenken gegenüber dem Tiefseebergbau stellt das Aufwirbeln von Sedimenten und dessen mögliche Auswirkungen auf die empfindlichen Spezies der Tiefsee dar. Um das Austreten von Feinmaterial aus dem Fräsbereich zu verhindern, wird zu Beginn ein Schutzkragen rund um die Fräsräder platziert und der eigentliche Fräsvorgang findet im Schutz des umgebenden Erzes statt. Somit verbleibt das feine Material aus dem Fräsvorgang innerhalb dieser Zone, während das Wasser, vermischt mit feinen Sedimenten und Frässpänen, in den Erzcontainer gepumpt wird.
Innerhalb des Erzcontainers findet der Separationsprozess statt, durch den die Partikel in einem Sedimentationsprozess vom Meerwasser getrennt werden. Das so behandelte Wasser wird zu den Fräsrädern zurückgeführt und wird wieder im Fräskreislauf verwendet. Dieses geschlossene System minimiert das Volumen des Meerwassers, das durch den Fräsprozess beeinträchtigt wird.
Die Beprobung ist selektiv: die Schablone und die Schlitzwandfräse werden über eine Seilwinde abgelassen, anstatt einmal platziert und dann horizontal entlang des Meeresbodens bewegt zu werden. Somit ist die Einflusssphäre auf die Grundfläche der Schablonenfüße und der Schlitzwandfräse beschränkt. Die erzhaltigen und nicht erzhaltigen Zonen können klar voneinander abgetrennt werden.
Ein weiterer Aspekt des „Vertical Approach“, der sich auf die Umwelteinflüsse dieser Methode im Vergleich mit anderen Verfahren positiv auswirkt, ist, dass lediglich ein „Werkzeug“ zum Zweck der Materialentnahme in Einsatz kommt. Der Boden muss nicht für den Transport zum Schiff nachträglich zerkleinert werden. Es wird lediglich der Rohstoff mit minimalen Auswirkungen auf die Umgebung entnommen.
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